„Ein Heiliger ist von uns gegangen“

Neue Infotafel informiert über eine besondere Hövelhofer Persönlichkeit: „Pastors Heinrich“

14.12.2021, 18:00 Uhr
Bürgermeister Michael Berens (l.) und Marketing-Leiter Thomas Westhof mit der neuen Infotafel
Bürgermeister Michael Berens (l.) und Marketing-Leiter Thomas Westhof mit der neuen Infotafel


Im Geburts- und Sterbemonat des „Hövelhofer Originals“ - präsentieren Bürgermeister Michael Berens und Marketing-Leiter Thomas Westhof eine Gedenktafel, die über das Leben Heinrich Tangers informiert.


Heinrich Tanger wurde am 7. Dezember 1873 als echtes Kind der Senne an der Kämperriege in Hövelsenne als Sohn des Landwirts Georg Liborius Tanger geboren. In jungen Jahren kam er als Knecht auf den Oberramselhof (Familie Bultmann), später begleitete er die Landwirtschaft von Pastor Müller in Rhynern bei Hamm. Um die Jahrhundertwende kehrte er als junger Mann, der die Senne liebte, zurück in seinen Heimatort. Arbeit, Lohn und Brot fand er als Knecht bei Pastor Clemens Joseph Bergmann, der in der Gemeinde noch eine kleine Landwirtschaft betrieb. Er wohnte in einem Zimmer in der Pfarrscheune, auch Pastors Scheune genannt, neben dem Jagdschloss (heute wird das Gebäude als Kulturscheune genutzt). So war er stets nah beim Vieh und seinem Arbeitsplatz. Pastor Karl Brix führte die Landwirtschaft 1922 fort, und so blieb Pastors Heinrich in Lohn und Brot und bewohnte weiter das Fachwerkgebäude.Unter Pastor Eduard Mantel, der das Pastorat 1935 übernahm, wurde die Landwirtschaft nicht weiter fortgesetzt. Während Tangers Familie der Zwangsumsiedlung vieler Senner nach Mecklenburg folgte, die wegen der Vergrößerung des Truppenübungsplatzes Senne ihre Ländereien aufgeben mussten, blieb Pastors Heinrich in der Gemeinde. Als Gegenleistung für das Wohnrecht in der Pfarrscheune hielt er den Pfarrgarten und Teile des Schlossgartens in Ordnung. So blieb es auch unter Pastor Bernhard Jeken, der 1945 im Pfarrhaus Einzug hielt. Viele Jahre später richteten katholische Jugendverbände in der leerstehenden Scheune die sogenannte „Muhbar“ als Treffpunkt ein. 2019 wurde das heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude zur Kulturscheune umgebaut und saniert. Glaube und tiefe Frömmigkeit zeichneten Heinrich Tanger ein Leben lang aus. Er war beim Männerverein Träger deren Josefsfahne, die noch erhalten ist, begleitete regelmäßig die Fußwallfahrt von Delbrück nach Werl, pilgerte noch im hohen Alter nach Lourdes und besuchte zweimal die Heilige Stadt Rom. Eines Tages führte sein Weg nach Mecklenburg, wo er die ausgesiedelten Nachbarn besuchte. Fast an jedem Wochenende war er in der Senne mit dem Rad unterwegs und besuchte Freunde, Verwandte und Bekannte. In Hövelhof galt er als Mensch großer Liebenswürdigkeit, der mit seiner freundlichen Art das Christentum lebte. Im Rentenalter verdingte er sich zu seiner sehr geringen Rente noch mehrfach als Gartenhilfe, behielt aber stets seinen Wohn- und Schlafraum in Pastors Scheune. Kurz vor seinem 80. Geburtstag machte sich Pastors Heinrich, der letzte landwirtschaftliche Knecht der Hövelhofer Pastöre, auf den Weg nach Schloss Neuhaus, um seinem Neffen zur Hand zu gehen, dessen Haus wenige Tage zuvor abgebrannt war. Zu diesem Zeitpunkt kränkelte Heinrich Tanger bereits ein wenig. In Schloss Neuhaus ereilte ihn wenig später ein Schlaganfall. In der Weihnachtswoche starb Pastors Heinrich im dortigen Andreas-Krankenhaus. Am Tag vor Weihnachten 1953 wurde er beerdigt, nachdem man ihn zwei Tage auf der Deele in der Pfarrscheune aufgebahrt hatte. Während der Totenwache im nahen Gasthof Brink sagte Pastor Bernhard Jeken: „Ein Heiliger ist von uns gegangen“. Nachzulesen ist diese Lebensgeschichte in den Aufzeichnungen von Fräulein Elisabeth Stollmeier aus dem Jahr 1953, die noch im Pfarrarchiv erhalten sind. „Übrigens sind es auch nur wenige Schritte von der Kulturscheune in Richtung Parkplatz der Senne-Apotheke. Dort ist in weißer Schrift auf blauem Grund und in Frakturschrift „Pastors-Heinrich-Patt“ als Namensbezeichnung für den Durchgang zum Schlossgarten zu lesen“, so Bürgermeister Berens abschließend.